Konzerngeschichte
Auf der Suche nach der optimalen Unternehmensform
Viele Jahrzehnte führte Nürnberg seine städtischen Versorgungs- und Verkehrsbetriebe getrennt voneinander als so genannte Regiebetriebe. Sie gehörten zur Stadtverwaltung. Im Laufe der Zeit zeichnete sich jedoch ab, dass sie ihre Aufgaben besser erfüllen könnten, wenn sie als wirtschaftliche Unternehmen geführt würden.
So wurden 1934 die Stadtwerke unter dem Namen „Städtische Werke Nürnberg“ zusammengefasst und 1938 zu einem Eigenbetrieb umgestaltet. Das brachte ihnen Unabhängigkeit vom städtischen Haushaltsplan und machte sie in der Geschäftsführung beweglicher. Nach dem Krieg wurde deutlich, dass auch diese Organisationsform nicht die notwendige Flexibilität gewährleistete. Eine Unternehmensstruktur, die vor allem eine eigene Rechts- und Geschäftsfähigkeit garantierte, erschien weitaus sinnvoller. Deshalb sollte eine politische Entscheidung Ende der 1950er Jahre die Städtischen Werke nach der Umwandlung 1938 ein zweites Mal im vergangenen Jahrhundert nachhaltig verändern: Im Dezember 1958 beschloss der Nürnberger Stadtrat, die Städtischen Werke Nürnberg mit Wirkung vom 1. Januar 1959 in drei Eigengesellschaften umzuwandeln.
Gründung von drei Eigengesellschaften
Geschaffen wurden die Städtische Werke Nürnberg GmbH (StWN GmbH), die EWAG Energie- und Wasserversorgung Aktiengesellschaft und die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft. Die StWN GmbH bekam als Organ-Obergesellschaft eine geschäftsleitende Funktion. Mit der Eintragung ins Handelsregister am 28. Dezember 1959 war die Umwandlung abgeschlossen.
Die Städtischen Werke sind ein klassiches Querverbundunternehmen. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter, der diese Unternehmensstruktur wesentlich vorantrieb, legte damit den Grundstein für die spätere Entwicklung und hatte eine Organisationsform gefunden, die bundesweit Modellcharakter hatte. In diesem „Nürnberger Modell“ arbeiteten die Tochtergesellschaften EWAG und VAG – obwohl aktienrechtlich selbständig – von Beginn an ausschließlich für die Muttergesellschaft StWN GmbH. Die drei Gesellschaften waren in finanzieller, wirtschaftlicher und organisatorischer Abhängigkeit untereinander verbunden. Dabei waren und sind die Werke als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadt Nürnberg nicht unabhängig von der Stadtpolitik. Oberbürgermeister und Stadtrat entschieden und entscheiden in Aufsichtsratsgremien gemeinsam mit Geschäftsführung und Vorstand über die Geschicke der Städtischen Werke.
Liberalisierung des Strommarktes
Die Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 hat die Unternehmen der Energiebranche in Zugzwang gebracht. Bei der StWN erkannte man frühzeitig, dass ein kommunales Energieversorgungsunternehmen, selbst in der Größenordnung der EWAG, in der Zukunft einen schweren Stand haben würde. So machte man sich auf die Suche nach Partnern und fand diese ganz nah. Es kam zunächst zu einer wechselseitigen Beteiligung zwischen EWAG und FÜW(Fränkisches Überlandwerk AG), bis schließlich am 30. März 2000 die N-ERGIE Aktiengesellschaft gegründet wurde. In ihr wurden die geschäftlichen Aktivitäten von EWAG und FÜW gebündelt. Aktionäre der N-ERGIE Aktiengesellschaft sind die Städtische Werke Nürnberg GmbH und die Thüga AG, München – die Muttergesellschaft des FÜWs – im Verhältnis von 60,20 Prozent zu 39,80 Prozent.
Zielsetzung dieser fränkischen Allianz ist es, die Position in einem sich dynamisch entwickelnden Wettbewerb zu stärken, die kommunalen und regionalen Interessen in der Energie- und Wasserversorgung zu wahren sowie innovative Versorgungskonzepte und -dienstleistungen zu entwickeln. Mit dem Zusammenschluss entstand ein Multi-Utility-Unternehmen, das alle Dienstleistungen im Bereich Energie- und Wasserversorgung aus einer Hand anbieten kann, regional verwurzelt ist, aber bundesweit agieren kann.
Bewegte Zeiten im öffentlichen Personennahverkehr
Auch im öffentlichen Personennahverkehr ist die Zeit nicht stehen geblieben. Stichworte wie europaweite Liberalisierung, Personenbeförderungsgesetz und Wirtschaftlichkeit haben die vergangenen Jahrzehnte geprägt. Aber auch hier haben die Städtischen Werke mit ihrer Tochtergesellschaft VAG die Weichen immer wieder neu gestellt, um jederzeit erfolgreich agieren zu können. Die Stadt Nürnberg selbst hat Ende 2009 ein wichtiges Zeichen gesetzt, indem sie die VAG mit der Durchführung des ÖPNV in der Noris betraut hat. Diesen Vertrauensbeweis hat sie mit einer erneuten Betrauung Ende 2019 wiederholt. Nun gilt es, Herausforderungen wie Digitalisierung und Klimawandel mit klugen Ideen und vorausschauenden Entscheidungen zu begegnen.
Vorrübergehender Zuwachs für den Konzern
Im Jahr 2004 hat der StWN-Konzern Zuwachs bekommen. Aufgrund ihrer schwierigen Finanzlage veräußerte die Stadt Nürnberg Geschäftsanteile der 1918 gegründeten wbg-Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg an die Städtischen Werke. Seitdem firmiert diese unter wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen. Die wbg ist die führende Unternehmensgruppe der Immobilienwirtschaft in der Region.
Seit dem 31. Dezember 2022 halten die Städtischen Werke Nürnberg keine Anteile mehr an der wbg.
StWN heute
Die Städtischen Werke sind im Auftrag ihrer Alleingesellschafterin, der Stadt Nürnberg, in ihren Kerngeschäftsbereichen Energie- und Wasserversorgung und öffentlicher Personennahverkehr aktiv – also in wesentlichen Bereichen der Daseinsvorsorge. Hauptzielrichtung ist dabei, für die Stadt ein insgesamt sowohl kommunalpolitisch als auch betriebswirtschaftlich optimales Ergebnis zu erzielen. Dieses Ziel zu erreichen suchen die Städtischen Werke, indem sie ihren wichtigsten Handlungsmaximen treu bleiben: den steuerlichen Querverbund unter den Konzern-Töchtern zu erhalten, die Erträge aus der Energiewirtschaft zu sichern sowie einen effizienten Verkehrsbetrieb unter Beibehaltung hoher Standards bei Qualität, Sicherheit und Umweltverträglichkeit zu gewährleisten.